Superfoods sind ganz bestimmte Lebensmittel, zu welchen auch die Acai Beere, Goji Beere, Chiasamen und Moringa zählen. Zu den Superfoods gehören alle Lebensmittel, die einen vergleichsweise hohen und konzentrierten Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen aufweisen.
Superfood – ein neues Modewort?
Allein der Begriff Superfood suggeriert sehr schnell, viel zu hohe Erwartungen an ein Lebensmittel. Daher wird er genauer beleuchtet, um unrealistischen Idealisierungen entgegenzuwirken. Es gibt nicht nur exotisches, sondern auch heimisches Superfood.
Vor allem in der Werbung ist oft von Superfood die Rede, wenn ein Lebensmittel als etwas ganz Besonderes, Erstrebenswertes vorgestellt werden soll. Meist werden Wirkungen und damit verbundene Inhaltsstoffe beworben, die in großen Mengen enthalten sind, z. B. Antioxidantien, Eiweiß, Mineralien und Spurenelemente, Vitamine (Vitamin A, B Vitamine, Vitamin E etc.), Bitterstoffe und Ballaststoffe, Fettsäuren einfach und mehrfach ungesättigt (z. B. Omega-3). Das lässt sich in der Werbung nicht nur bei Superfoods beobachten, sondern bei allen Produkten, die mit Superlativen belegt werden. Es liegt nahe, dass es sich dabei schlicht um eine Marketing- und Werbestrategie handelt, um den Käufern neu entdeckte Frucht- und Gemüsesorten nahezubringen. Je exotischer, desto besser.
Mittlerweile jedoch besinnt man sich zunehmend auf heimische Produkte. Die Folge: Das Wort „Superfood“ wird schon längst auch für heimisches Obst, Gemüse und Wildkräuter verwendet.
Wissenschaftlich wird der Begriff des Superfoods weder gebraucht, noch definiert. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden mit „Superfoods“ Lebensmittel bezeichnet – insbesondere Obst und Gemüse – die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen versprechen.1
- Superfoods können Nahrungsmittel sein,
- die als natürliche Nahrungsergänzung oder
- als fester Bestandteil der Ernährung konsumiert werden.
Dass die Werbung diesen Begriff gerne als Verkaufsargument nutzt und Verbraucher zum Kauf anregen will, soll hier nicht in Abrede gestellt werden.
Was jedoch bleibt: Es gibt Nahrungsmittel, die vergleichsweise deutlich mehr Inhaltsstoffe und Nährwerte enthalten. Es sollten jedoch relevante Mengen an Inhaltsstoffen in einem Lebensmittel vorkommen, damit der Begriff des Superfoods, nicht inflationär verwendet und damit bedeutungslos wird.
Superfoods – Mehrgewinn für Verbraucher!
Superfoods sollten für den Verbraucher einen Mehrgewinn bringen. Wie lässt sich ein Mehrgewinn für den Verbraucher anhand von relevant hohen Mengen eines Nährstoffes feststellen?
Dazu angelehnt, gibt es eine gesetzliche Verordnung, die für alle gilt, die ein Nahrungsmittel bewerben oder verkaufen:
Wird ein Nährstoff beworben, ist die Gehaltsangabe gesetzlich vorgeschrieben. Im Allgemeinen erfolgt die Angabe bezogen auf 100 g. Bei Lebensmitteln wie Moringablattpulver und bei Nahrungsergänzungsmitteln im Allgemeinen ist zu beachten, dass diese nur in wesentlich geringeren Mengen verzehrt werden.
Bei Vitaminen und Mineralstoffen muss zusätzlich angegeben werden, wie viel Prozent des jeweiligen Tagesbedarfes enthalten ist. Eine Bewerbung ist erst erlaubt, wenn (mit der Tagesportion) mindestens 15 % des täglichen Bedarfes gedeckt werden – bei Hinweis auf „hohe Nährstoffgehalte“ müssen es 30 % sein.2
Alles andere ist unseriös und nicht erlaubt. Dennoch fallen viele Produkte aufgrund von mangelhaften Nährstoffangaben oder unseriösen Versprechungen durch den Test. Das Geschäft scheint dennoch gut zu laufen. Deshalb: Nehmen Sie Abstand von Produkten, die mit Versprechungen beworben, aber keine konkreten Angaben zu entsprechenden Inhaltsstoffen und Nährwerten auf der Verpackung liefern. Das Gleiche gilt für das Internet: Webseiten, die Produkte bewerben, aber keine oder unzureichende Informationen über deren Inhaltsstoffe vor dem Kauf zur Verfügung stellen.3
Das gilt aber nicht nur für exotische, sondern auch heimische Lebensmittel.
Die Idee ist gut, nur solche Lebensmittel und (natürliche) Nahrungsergänzungsmittel als Superfood zu bezeichnen und zu bewerben, die tatsächlich einen Mehrwert bieten, einschließlich konkreter Informationen zu Vitaminen und Mineralstoffen im Verhältnis zum (angegebenen) Tagesbedarf.
Eine Mengenangabe der Inhaltsstoffe pro 100 g fände ich allerdings ausreichend, denn es gibt viele Lebensmittel, die täglich höher oder deutlich niedriger als 100 g zur Anwendung kommen. Nur einige von zahlreichen Beispielen: Petersilie, Schnittlauch, Salz, Zitrone oder Kakao zur Schokolade verarbeitet.
Wozu eigentlich Superfoods?
Das Bedürfnis sich gesund zu ernähren, wird für viele Menschen immer wichtiger. Die moderne Nahrungsmittelproduktion und -vermarktung hat dazu geführt, dass konventionelle Lebensmittel eine geringere Konzentration von wertvollen Inhaltsstoffen aufweisen als früher, zu vorindustriellen Zeiten.
Gründe dafür gibt es viele – hier nur die wichtigsten:
- Oft wird Obst oder Gemüse unreif geerntet, gelagert und transportiert. Dadurch verringert sich der Nährstoffgehalt.
- Auch bestimmte Züchtungen von Nahrungsmitteln, z. B. Beeren, weisen weniger Nährstoffe auf als ihre wild wachsenden Verwandten.
- Chemierückstände in Nahrungsmitteln (Pestizide, Herbizide, Fungizide, etc.) können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Das gilt für alle Lebensmittel, auch für sogenannte Superfoods – ist also ein globales Problem.
Hinzu kommen erhöhte Stressfaktoren, wie z. B. Umweltverschmutzung, elektromagnetische Strahlung, hektische Lebensführung in Beruf- und Privatleben, die den Bedarf an einer gesunden Ernährung erhöhen. Auch künstlich hergestellte Vitamin- und Mineralstoffpräparate sind in Verruf geraten und nachweislich der Gesundheit abträglich.
Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen nach naturbelassener Nahrung und Superfoods suchen – sie sind auch bereit, mehr Geld dafür auszugeben. Sie wollen Nahrungsmittel konsumieren, die eine lange Tradition aufweisen und sich auch in früheren Zeiten bewährten. Exotische Früchte haben in ihrem Heimatland eine lange Tradition. Jede Kultur hat ihre eigenen Superfoods, die gerne von den westlichen Ländern entdeckt und genutzt werden.
Nicht zuletzt sind Menschen neugierige Wesen. Sie wollen Abwechslung, neue Sinnes- und Geschmackserlebnisse, was sich auch in ihrer Esskultur ausdrückt. Dagegen lässt sich nichts einwenden, wenn darauf geachtet wird, den Verbraucher umfassend zu informieren. Das gilt nicht nur für Superfoods, sondern für Lebensmittel aller Art, unabhängig, ob exotisch oder heimisch.
Superfood – Problem einer realistischen Bewertung
Ein Problem besteht schlicht darin, dass der Eindruck entsteht, andere Nahrungsmittel wären weniger gesund und wichtig für den Körper. Zu komplex ist das Ernährungsthema, als dass es ausreicht, sich täglich einfach mit einer Handvoll Superfood zu ernähren.
Gerne werden wissenschaftliche Studien herangezogen, wenn es darum geht, ein Nahrungsmittel als Superfood zu kategorisieren. Dennoch sollte man die angeführten Ergebnisse immer realistisch und kritisch bewerten.
Einige Gründe sollen hier nur skizziert werden:
- Der Nährstoffgehalt eines Nahrungsmittel kann wissenschaftlich festgestellt werden. Auch haben gewisse Nährstoffe nachweislich gesundheitsfördernde Eigenschaften. Doch die Bedingungen, unter denen Nahrungsmittel im Labor untersucht werden, unterscheiden sich meist erheblich davon, wie Menschen Lebensmittel im täglichen Leben konsumieren. Das gilt allgemein und nicht nur für die ORAC-Methode, welche die antioxidative Gesamtkapazität eines Lebensmittels misst.
- Viele Nahrungsmittel wirken erst, wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. In Laboruntersuchungen werden große Mengen an Nährstoffen über einen kürzeren Zeitraum untersucht. Diese Mengen werden im Kontext einer normalen Ernährungsweise nicht erreicht. Würde man jedoch seine Ernährung tatsächlich umstellen, um auf die Mengen zu kommen, kann das andere Nachteile mit sich bringen. Man würde z. B. andere Nahrungsmittel weniger zu sich nehmen, die auch ihren wichtigen Beitrag für die Gesundheit liefern.
- Die Ergebnisse vieler Studien stützen sich auf Experimente mit Tieren, z. B. Ratten. Nicht nur die menschliche Physiologie unterscheidet sich von Tieren, sondern auch der Mensch unterscheidet sich von anderen Menschen hinsichtlich seiner Gene, Lebens- und Ernährungsweise. Deshalb sollte man nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass man nur „X“ konsumieren oder tun muss, damit „Y“ passiert.
- Hinzu kommt, dass im Labor Lebensmittel immer isoliert von anderen Lebensmitteln untersucht werden. Im täglichen Leben nehmen wir aber keine isoliert voneinander getrennten Lebensmittel auf, sondern kombinieren sie mit anderen. Es gibt Belege, dass bestimmte Nährstoffe nur durch Kombinationen mit anderen Nahrungsmitteln aufgenommen und verarbeitet werden können. Ein bekanntes Beispiel ist die Karotte, die man immer mit ein wenig Fett essen sollte. Denn das in der Karotte fettlösliche Carotin (Provitamin A) braucht Fett, um vom Körper aufgenommen zu werden, da es nicht wasserlöslich ist.
Fazit: Obwohl Superfoods mit Sicherheit ihren Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten können, sollten wir uns dennoch abwechslungsreich, vielfältig und ausgewogen ernähren. Das gilt insbesondere für eine ausreichende Menge an Obst und Gemüse.
Superfood: Einige Beispiele
Eine Voraussetzung für Superfoods sollte immer ein biologischer bzw. natürlicher Anbau und meist eine reifungsnahe Ernte sein.
Die folgende Aufzählung ist bei Weitem nicht vollständig! Sie soll nur einige Anhaltspunkte liefern, welche Lebensmittel im Allgemeinen als Superfood gelten.
- Grüne Superfoods: Sprossen allgemein, z. B. Sprossen der Sonnenblume, Bockshornklee, Kresse, Linsen, Sprossen der Chiasamen. Sie sind frisch, zart und voller Leben. Ihr Gehalt, zum Beispiel an Proteinen, Mineralien, Enzymen, Antioxidantien, Vitaminen etc. ist teils sehr hoch. Sie können gut für wenig Geld selbst gezogen werden. Auch Getreidegräser, z. B. Weizen, Gerste, Dinkel gehören dazu, des Weiteren diverse Mikroalgen, wie z. B. Chlorella und AFA-Algen.
- Exotische Superfoods: Acai Beere, Goji Beere, Chiasamen, Roh-Kakao, Maca (Wurzelgemüse), Moringa. Sie gelten als Lebensmittel mit überdurchschnittlich viel Antioxidantien. Die Acai Beere und Goji Beere gelten darüber hinaus als extrem nährstoffreich. Dem Kakao und Maca werden unter anderem aphrodisierende Wirkungen zugeschrieben. Beide weisen hohe Werte von sogenannten „Liebes- und Glücksmolekülen“ auf.
- Heimische Superfoods: Heidelbeeren (bzw. Blaubeeren), Johannisbeeren, Brombeeren, Brokkoli (und Brokkoli-Sprossen), Tomaten. Die Tomaten dürfen sogar gekocht gegessen werden, ohne dass sie von ihren Vorteilen für die Gesundheit einbüßen. Die genannten Beeren sind z. B. reich an Vitaminen und Antioxidantien. Ein herausragender Vitamin-C-Spender ist die Johannisbeere.
Superfoods unterscheiden sich von ihren Inhaltsstoffen genauso voneinander, wie andere Lebensmittel. Oft werden jene Inhaltsstoffe hervorgehoben, die in größeren Mengen enthalten sind. Das können neben Antioxidantien: einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, z. B. Omega-3 sein, Vitamine (z. B. B-Vitamine, Vitamin E, Vitamin A), Proteine (Eiweiß), Ballaststoffe, gesunde Bitterstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente.
Superfoods müssen nicht teuer sein und sollten mit anderen Nahrungsmitteln kombiniert werden. Je vielfältiger und ausgewogener die Ernährung, desto besser.
Superfoods im Kreuzfeuer der Kritik
Es gibt immer wieder kritische Stimmen, gerne auch von sogenannten seriösen Quellen, die Superfoods gerne den heimischen Früchten und Gemüse gegenüberstellen. Implizit wird damit behauptet, dass es sich bei Superfoods nur um exotische oder nicht-heimische Lebensmittel handelt. Das stimmt nicht. Superfoods können auch heimische Lebensmittel sein, zum Beispiel die Schwarze Johannisbeere.
Die zu enge Deutung auf exotische Lebensmittel stützt viele Argumente, die beim ersten Hören vielleicht überzeugen, doch einer genaueren Betrachtung nicht standhalten.
Ein Beispiel von Öko-Test, das darüber hinaus noch sehr viel mehr Kritikwürdiges liefert:
Superfoods sollen gesund sein, sind tatsächlich aber teils massiv mit Pestiziden, Mineralöl, Cadmium und weiteren Schadstoffen belastet, wie unser Test zeigt. Auch die Werbung mit überdurchschnittlichen Gehalten an Vitaminen und Mineralstoffen ist ein Schuss in den Ofen, denn Superfoods sind schlicht überflüssig.4
- Hier wird offensichtlich, dass Öko-Test wohl nicht von heimischen Superfoods spricht. Sonst wären Tomaten, Johannisbeeren, Brombeeren und Co. schlicht überflüssig!
- Sie verallgemeinern die Ergebnisse eines Tests von 4 Superfoods (insgesamt 21 Produkte), um alle Superfoods als überflüssig abzustempeln. Das ist in meinen Augen keine sachliche und seriöse Berichterstattung, sondern Meinungsmache, auch wenn nur exotische Superfoods gemeint sind, die – nebenbei – auch irgendwo heimisch sind.
- Die Belastung mit Pestiziden und weiteren Schadstoffen ist wirklich ein Problem, doch das betrifft unsere gesamten Lebensmittel in Deutschland, nicht nur jene, die konventionell angebaut werden. Auch Bioprodukte geraten regelmäßig in die Schlagzeilen! Das Problem ist globaler Art und nicht nur auf Superfoods beschränkt. Man suggeriert hier, dass alle anderen Lebensmitteln in Ordnung sind, was faktisch nicht stimmt.5
- Man fragt sich: Warum ist die Werbung mit überdurchschnittlichen Gehalten an Vitaminen etc. ein Schuss in den Ofen? Stimmen die überdurchschnittlichen Gehalte im Vergleich zu anderen Lebensmitteln nicht? Falls das der Fall ist, sollte eher die Werbung in den Fokus genommen werden und nicht beworbene Lebensmittel. Nach meinen Erfahrungen lassen sich die Inhaltsstoffe auf der Verpackung nachlesen. Wenn es sich um falsche Angaben handelt, dann wäre im Artikel Gelegenheit, den Verbraucher darüber aufzuklären.
Dass es sinnvoll ist das Verhältnis zum Tagesbedarf anzugeben, ist ein Thema, das oben schon angesprochen wurde. - Der zitierte Satz suggeriert einen logischen Zusammenhang, denn es hier gar nicht gibt: dass eine Werbung von überdurchschnittlichen Gehalten an Vitaminen ein Schuss in den Ofen ist, denn Superfoods sind schlicht überflüssig. Solch ein Satz steht ganz am Anfang des Artikels und soll ins Thema einführen …
- Der Begriff Superfood wird als gegeben und begrifflich bestimmt, vorausgesetzt. Das ist aber nicht der Fall. Sie wissen anscheinend nicht, dass auch heimische Lebensmittel als Superfood bezeichnet und entsprechend beworben werden. Etwas kritischer und vor allem konkreter sollte ein Testbericht mit seinen Begrifflichkeiten schon umgehen.
Ein weiteres Beispiel im gleichen Artikel, wo einem ein Widerspruch förmlich ins Gesicht springt:
Dennoch stellt sich die Frage: Wenn die Produkte schon wenig bewirken, sind sie dann wenigstens unbedenklich? Zumindest bei Chiasamen ist man sich da offenbar nicht ganz sicher. So fehlen in Europa bislang Erfahrungen und Daten über die Auswirkungen eines langfristigen Verzehrs, weshalb die Ölsaat seit 2013 als neuartiges Lebensmittel zugelassen ist.4
Zuerst wird behauptet, dass die Produkte wenig bewirken. Im zweiten Satz, dass in Europa bislang Erfahrungen und Daten fehlen. Hm – interessant: Woher wissen sie, dass diese Produkte wenig bewirken, wenn bislang Daten und Erfahrungen fehlen?
Diese Form eines Testberichtes finde ich äußerst besorgniserregend, zumal man anfangs wirklich den Eindruck bekommt, es mit einer seriösen Berichterstattung zu tun zu haben. Um nicht den Eindruck zu erwecken, die besprochenen zitierten Stellen aus dem Bedeutungs-Kontext zu reißen, führt der Punkt 4 im Quellenverzeichnis zum vollständigen Text.
Ich möchte nicht die Werbeindustrie in Schutz nehmen – keineswegs. Was mich stört, sind Polarisierungen aller Art: Ein Verteufeln von Superfoods verfälschen ebenso die Tatsachen, wie die Werbung oder Webseiten, welche Superfoods in den Himmel loben und als Heilsbringer vermarkten.
Ich fände es sinnvoll, wenn tatsächlich nur jene Lebensmittel als Superfood bezeichnet und beworben werden dürfen, die sich dieses Etikett auch verdienen und nachweislich relevante Mengen an Inhaltsstoffen beinhalten. Natürlich sollten sie nicht mit Schadstoffen belastet sein. Das widerspräche dem Gedanken eines Superfoods. Noch besser wäre es, wenn sich das auf alle Lebensmittel verallgemeinern ließe.
Fehlende wissenschaftliche Untersuchungen
Ein allgemeiner Grund kritischer Texte besteht darin, dass bei Superfoods keine gesundheitlichen Wirkungen nachgewiesen werden können. So pauschal stimmt das, bezogen auf Superfoods, nicht. Laut Wikipedia:
… und obwohl wissenschaftliche Studien oft positive gesundheitliche Wirkungen ergeben, lassen sich die Resultate nicht unbedingt auf die reale Ernährung übertragen.6
Obwohl sich positive gesundheitliche Wirkungen oft nachweisen lassen, können sie nicht 1:1 auf die reale Ernährung übertragen werden. Denn die reale Ernährung unterscheidet sich von den Untersuchungsbedingungen im Labor. Dieses Problem wurde weiter oben besprochen und betrifft alle Lebensmitteln, die unter Laborbedingungen untersucht wurden.
Das Zusammenwirken der Inhaltsstoffe ist so komplex, dass nur ein Bruchteil davon erforscht worden ist. Es wirkt nie nur ein Inhaltsstoff allein, sondern immer in Verbindung mit vielen anderen enthaltenen Inhaltsstoffen. Außerdem bräuchte man Langzeitstudien, die es – aufgrund der Neuartigkeit gewisser Lebensmittel – noch gar nicht geben kann. Sie nehmen viele Jahre in Anspruch und sind sehr aufwendig. Erschwerend kommt hinzu: Man weiß ebenfalls nur einen Bruchteil von der Wirkungen bestimmter Inhaltsstoffe. Die Mehrzahl an Inhaltsstoffen, die es gibt, sind noch gar nicht erforscht.
Langzeitstudien gibt es auch bei unseren traditionellen Lebensmitteln in der Mehrzahl nicht. Wir verlassen uns auf unsere Erfahrungen, was sich bisher als durchaus erfolgreich herausgestellt hat.
Superfoods: Eigene Erfahrungen machen
Interessanter finde ich daher Erfahrungsberichte von Menschen, die ein bestimmtes Lebensmittel über einen längeren Zeitraum verwenden. Auch traditionelle Erfahrungen sollten sehr viel ernster genommen werden. Sie mit fehlenden wissenschaftlichen Belegen wegzubügeln, finde ich nicht überzeugend.
Etwas anderes tun wissenschaftliche Untersuchungen auch nicht: Sie orientieren sich an den Erfahrungen bei der Anwendung, wenn auch mit vorher festgelegten wissenschaftlichen Kriterien (Laufzeit, Vergleichsgruppen etc.). Sie orientieren sich an traditionellen Erfahrungen. Ein Beispiel ist die Goji Beere, die, aufgrund des enthaltenen Vitamins A, bei Augenproblemen in China und mittlerweile auch bei uns angewendet wird.
Superfoods bei Allergien + Unverträglichkeiten?
Folgendes Zitat stammt aus einem Artikel der Verbraucherzentrale:
„Exotische“ Lebensmittel bergen immer ein gewisses Risiko Überempfindlichkeitsreaktionen bzw. Allergien auszulösen, auch Wechselwirkungen mit Medikamenten sind möglich.7
Dass Allergiker bei Lebensmitteln, die sie nicht kennen, besonders vorsichtig sein sollten, dürfte klar sein. Denn Erfahrungen fehlen, bzw. Informationen, welche Inhaltsstoffe enthalten sind. Diese Informationen lassen sich jedoch leicht in Erfahrung bringen. Für Menschen, die sich nicht informieren, bergen exotische Lebensmittel tatsächlich ein gewisses Risiko. Für alle anderen wohl kaum.
Die Ursachen bei der Entstehung von Allergien sind nicht abschließend geklärt. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die nicht alle bekannt sind.8
Sicher ist, dass Allergien in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen sind. Einige Faktoren, die für die Entstehung verantwortlich gemacht werden können, sind neben erblichen Anlagen: Umweltbelastungen (Schadstoffe durch Autos und Industrie, Chemikalien in der Kleidung, Einrichtung- und Gebrauchsgegenständen), Dreck- und Urwaldhypothese (Kinder, die in „steriler“ Umgebung aufwachsen und daher ein „verweichlichtes“ Immunsystem haben), risikoreiche Berufe (Bäcker, Tierärzte, Lackierer, Friseure …).9
Exotische Lebensmittel können bei Unverträglichkeiten eine hervorragende Alternative sein. Ein Beispiel dafür sind Chiasamen, die sowohl bei einer Glutenunverträglichkeit, als auch Histaminintoleranz sehr gut verträglich sind. Auch Menschen, die Probleme mit ihrem Cholesterin haben, können Chiasamen als Eiersatz verwenden.
Superfoods seien zu teuer
Das ist sehr oft zu lesen, fast in jedem Artikel, der sich kritisch über Superfoods äußert. Dieses Argument ließe sich schnell behandeln: Wenn mir etwas zu teuer ist, kaufe ich es mir nicht. Es wäre mir mein Geld nicht wert. Das ist in Ordnung. Andere Menschen sehen das anders. Das ist auch in Ordnung.
Doch ich wollte es genauer wissen und die Preise den empfohlenen Alternativen gegenüberstellen. Die Ärzte-Zeitung gibt Beispiele für Alternativen, hier nur zwei Beispiele:
Brombeeren sind eine Alternative zu Acai-Beeren und die Schwarze Johannisbeere ist eine Alternative zur Goji Beere.10
Alternativen gibt es mit Sicherheit viele, denn ansonsten hätten wir bis heute nicht so gut überlebt. Interessant ist eher der Punkt, ob der preisliche Unterschied wirklich so groß ist. Das ist offensichtlich nur dann der Fall, wenn es sich um frische Ware handelt: frische Brombeeren und frische Johannisbeeren. Frisches Obst und Gemüse dürfte generell die bessere Wahl sein. Doch frische Johannisbeeren und Brombeeren sind nur eine kurze Zeit im Jahr verfügbar. Das ist einer der Gründe, warum Menschen nach Alternativen für Jahreszeiten und Situationen (z. B. lange Reisen) suchen, wo weniger (heimisches) Obst und Gemüse zur Verfügung steht.
Deshalb sollte ein Vergleich zu getrockneten Früchten vorgenommen werden:
- getrocknetes Brombeeren-Pulver im Vergleich zu Acai-Beeren-Pulver
- getrocknetes Johannisbeeren-Pulver (der Schwarzen Johannisbeere) im Vergleich zur getrockneten Goji Beere.
Alle getrockneten Früchte sollten eine biologische Qualität haben, ohne Hinzugabe von anderen Inhalts- und Zusatzstoffen (zum Beispiel künstlich hinzugefügter Vitamine oder Aromastoffe). Ich machte eine Schnellsuche, d. h. nahm die ersten 5 Suchergebnisse beider Produkte anhand der genannten Kriterien und bildete den Durchschnitt. Das Ergebnis:
- 100 g Brombeeren-Pulver kostet von 11,98 bis 21,06 Euro – im Durchschnitt: 14,53 Euro.
- 100 g Acai-Beeren-Pulver kostet von 11,99 bis 19,94 – im Durchschnitt: 15,72 Euro.
Das ist ein stolzer Preis, hinsichtlich beider Superfood-Produkte. Allerdings werden sie meist nur in kleinen Mengen täglich dosiert, denn sie sollen die Ernährung ergänzen, nicht ersetzen.
Das Ergebnis für die Schwarze Johannisbeere und der Goji Beere:
- 100 g Schwarzes Johannisbeeren-Pulver kostet von 7,90 bis 16,56 Euro – im Durchschnitt: 12,73.
- 100 g Goji Beeren getrocknet kosten von 3,99 bis 7,80 Euro – im Durchschnitt: 5,87.
Ich war selbst erstaunt, wie groß die preislichen Unterschiede sind. Goji Beeren sind weitaus günstiger als die getrocknete Schwarze Johannisbeere, beide in Bioqualität! Was auffiel: Bei Goji Beeren werden in der Regel größere Mengen angeboten als bei den anderen drei Produkten. Doch allein dadurch den Preisunterschied zu erklären, scheint recht dünn.
Deutlich wird, dass sich die Aussage, exotisches Superfood wäre wesentlich teurer als vergleichbare heimische Lebensmittel, nicht bestätigt. Hinzu kommt, dass man beim Kauf darauf achten sollte, dass sogenannte heimische Lebensmittel nicht aus anderen Ländern kommen. Die Unterteilung in exotisch und heimisch ist nicht sonderlich glücklich gewählt.
Exotische versus heimischer Lebensmittel
In unserer globalisierten Welt ist die Unterteilung zwischen exotisch und heimischen Lebensmitteln viel zu grob und daher missverständlich.
Ein Beispiel vorweg: Äpfel werden aus anderen Ländern importiert, z. B. aus Afrika, Neuseeland. Damit ist nichts gewonnen und von „heimisch“ kann nicht wirklich mehr die Rede sein. Sie sollten, wenn nicht aus Deutschland, wenigstens aus Europa stammen, obwohl auch das höchst fragwürdig ist. Heimische Lebensmittel suggerieren dem Verbraucher, dass sie aus dem eigenen Land kommen. Das aber stimmt in unserer heutigen Welt längst nicht mehr. Wir kennen die äquivalente Bezeichnung, mit der in manchen Supermärkten heimische Produkte kenntlich gemacht werden: Es handelt sich um regionale Produkte.
Deshalb: Beim Kauf von heimischen Lebensmitteln sollte darauf geachtet werden, dass sie tatsächlich aus Deutschland, mindestens Europa stammen.
Gleiches gilt für exotische Lebensmittel: Die Goji Beere kann hervorragend in Europa, auch in Deutschland angebaut werden. Das ist schon längst der Fall. Wer einen Garten hat, kann sie sich sogar nach Hause holen, genauso wie Brombeeren, Johannisbeeren oder Himbeeren. Das Gleiche gilt für die einjährigen Chia Pflanzen und für Moringa, wobei Moringa Pflanzen in der Wohnung überwintern müssen.
Beim Kauf von exotischen Lebensmitteln, insbesondere der Goji Beere, kann ebenfalls das Herkunftsland als Kriterium gelten. Wenn sie bei uns wachsen und in den Verkauf kommen, werden alle Argumente gegen exotische Lebensmittel obsolet. Nebenbei versorgen wir uns mit vielerlei exotischen Lebensmitteln, auf die wohl auch Menschen, die sich gegen exotisches Superfood aussprechen, nicht verzichten wollen. Nur einige wenige Beispiele: Kakao, Kaffee, Bananen, Kokosraspeln, Mandeln, Reis.
Fazit
Superfoods ersetzen keine ausgewogene Ernährung! Superfoods leisten ihren Beitrag zu einer gesunden Ernährung, im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung. Das betrifft vor allem Zeiten oder Situationen, wo weniger frisches Obst oder Gemüse verfügbar ist. Sie sollten von einer guten biologischen Qualität sein und tatsächlich einen Mehrgewinn für den Verbraucher bedeuten.
Insbesondere Menschen, die es mit Unverträglichkeiten, Allergien und Krankheiten zu tun haben, sollten sich über Inhaltsstoffe und Nebenwirkungen vorher informieren. Superfoods können auch gute Alternativen für Menschen mit Unverträglichkeiten sein, zum Beispiel Chiasamen.
Quellen
- 1Ernährungs-Umschau: Lebensmitteltrends: Was sind „Superfoods“? Veröffentlicht im März 2015.
- 2Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg: im Infokasten Verbrauchertipps, veröffentlicht im März 2016.
- 3Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung in Baden-Württemberg: Verbrauchertipp, veröffentlicht im Februar 2017.
- 4Öko-Test: 21 Superfoods im Test. Veröffentlicht im Oktober 2016.
- 5Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg: Ökomonitoringberichte bezogen auf das Jahr 2018.
- 6Wikipedia: Superfood.
- 7Verbraucherzentrale: Superfood: Hype um Früchte und Samen. Stand: September 2019.
- 8Allergieinformationsdienst: Wie entsteht eine Allergie? Veröffentlicht im November 2018.
- 9Stiftung Warentest: Aufruhr im Immunsystem. Veröffentlicht im März 2011.
- 10Ärzte Zeitung: Superfood – Was bringt das? Veröffentlicht im Juli 2018.