Welche Keimgeräte und -methoden gibt es?

Keimgeräte und Keimmethoden: Rucola Sprossen auf Hanfmatten.
Rucola Sprossen auf Hanf

Es gibt mehrere Keimgeräte und Keimmethoden, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Keimgeräte sind nicht zwingend, können aber die Sprossenzucht erleichtern. Das gilt vor allem dann, wenn verschiedene Sorten von Sprossen und Mikrogrün gezüchtet werden sollen. Hier werden nur jene Keimmethoden und Keimgeräte beschrieben, die ich selber ausprobiert habe und immer noch verwende.

Keimgläser – Sprossengläser

Zu den schnellen und geeigneten Keimmethoden für Anfänger gehören in erster Linie Keimgeräte, die man als Keimgläser oder Sprossengläser bezeichnet. Keimgläser bzw. Sprossengläser können mit einem schraubbaren Deckelsieb gekauft oder selbst hergestellt werden. Für Letzteres benötigt man ein normales Einmachglas mit oder ohne Schraubverschluss. In den Deckel bohrt man Löcher, fertig ist das einfachste Keimgerät. Alternativ dazu kann der Deckel durch ein Gaze-, Mull-, Baumwoll-Tüchlein oder Fliegengitter ersetzt werden. Das Tüchlein wird über die Öffnung des Glases gestülpt und mit einem (möglichst dicken) Gummiband fixiert. Nun brauchen Sie nur noch eine Tropfablage, z. B. ein schmales Plastikgefäß oder ein saugfähiges Tuch.

In Keimgläsern können alle Samen außer schleimbildende Samen (z. B. Chiasamen, Leinsamen) sehr gut zum Keimen gebracht werden. Der einzige Nachteil ist der geringe Platz. Man darf das Keimglas nicht vollstopfen, da die Samen Platz für ihr Wachstum und ihre Belüftung benötigen. 

Keimbox mit feinem Sieb-Einsatz

Zu den Keimmethoden ohne Erde gehören auch Keimgeräte, die hier als Keimboxen bezeichnet werden. Es handelt sich um Keimboxen, die einzeln verwendet, aber auch gestapelt werden können. Sie bestehen aus je einer durchsichtigen Auffangschale und einem braunen Sieb-Einsatz. Die Auffangschale lässt sich auch als Deckel verwenden. Insofern kann das System wie ein Baukasten genutzt werden.

Ich benutze sie gerne, denn sie lassen sich zum Aufbewahren platzsparend stapeln und bei der Benutzung nebeneinander anordnen. Die Luftzufuhr lässt sich sehr gut regeln. Man kann einen Deckel darüber geben, z. B. bis die Samen gekeimt sind, und ihn wieder entfernen, wenn die Pflänzchen zu groß geworden sind oder zu feucht stehen. Die Keimbox ist vielseitig einsetzbar. Siehe dazu die Keimmethoden: Hanfmatte und Samen in der Erde keimen lassen.

Mehrstöckige Keimgeräte: „bioSnacky“

Mehrstöckige Keimgeräte sind sehr praktisch. Ein Beispiel: Das Keimgerät von bioSnacky besteht aus drei runden geriffelten Keimschalen mit roten Siphonhütchen, einer Auffangschale für das Wasser und einem durchsichtigen Deckel. Auch schleimbildende Samen, wie Chiasamen, gedeihen im bioSnacky gut. Sie dürfen jedoch nur mit frischem Wasser besprüht werden. Natürlich lässt sich der bioSnacky auch zweistöckig oder mit nur einer Keimschale verwenden.

Vor dem Keimen soll das Gerät gründlich gereinigt werden. Dann werden die Schalen mit Samen bestückt und aufeinander gesetzt. Dabei sollen die roten Siphonhütchen versetzt zueinander stehen. Um die Samen zu bewässern, gießt man Wasser in die oberste Schale. Zur Menge des Wassers: Das roten Siphonhütchen der obersten Schale soll vollständig mit Wasser bedeckt sein, also mindestens 1/2 l Wasser hineingeben. Im Anschluss fließt das Wasser ab und läuft automatisch durch die anderen beiden Schalen hindurch. Schließlich sammelt es sich in der Auffangschale. 

Da ein Teil des Wassers im geriffelten Boden der Keimschale verbleibt, ist oft ein vorheriges Einweichen der Samen überflüssig, vor allem, wenn es sich um kleine Samen handelt. Man sollte kontrollieren, dass das Wasser auch vollständig durch alle Schalen abfließt und sich nicht staut. Die Wasserauffangschale soll nach dem Wasserdurchlauf entleert werden. Füllen Sie jedoch ein wenig frisches Wasser wieder in die Auffangschale, so dass der Boden bedeckt ist.

Der bioSnacky muss sehr gut gereinigt werden. Schnell sammeln sich in seinen feinen Rillen Bakterien. Auch die Siphonhütchen sollten abgenommen und separat gesäubert werden. Gut eignet sich Obstessig und eine weiche Bürste. Das Gerät ist spülmaschinenfest.

Mehrstöckige Keimgefäße: „Bergs Bio-Salat“

Andere mehrstöckige Keimgefäße funktionieren nach ähnlichem Prinzip. Beim Keimgerät „Bergs Bio-Salat“, einem Zwei-Etagen-Keimgerät, sind die Plastikteile abgedunkelt, was sehr praktisch für einen Fensterplatz ist. So werden die Samen und Pflänzchen vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.

Mehrstöckige Keimgeräten sind sparsam im Platz. Mehrere Sorten Sprossen können angebaut werden. Doch man muss die Pflänzchen regelmäßig kontrollieren. Werden Pflanzen auf den unteren Ebenen genug durchlüftet? Bekommen sie nicht zu viel Feuchtigkeit? Läuft das Wasser gut ab? Es empfiehlt sich jene Samen, die weniger Feuchtigkeit benötigen in die oberste Keimschale zu geben. Dann hat man die Möglichkeit einen Gießvorgang auszulassen und das Wasser direkt in die zweite Keimschale zu geben.

Fazit – Keimgläser und Keimgeräte

Ein wirklich großer Vorteil der Keimgeräte und Keimgläser besteht darin, dass die ganze Pflanze einschließlich ihrer Wurzeln geerntet und gegessen werden kann. Man kommt also in den Genuss aller Inhaltsstoffe der gesamten Pflanze. Das ist bei den nachfolgenden Methoden leider nicht der Fall. Die Sprossen werden geerntet, indem sie über ihren Wurzeln abgeschnitten werden.

Keimbox für Samenpads

Abgebildete Keimbox ist dreiteilig. Sie besteht aus einem Siebeinsatz mit relativ großen Löchern, welcher in die Schale zum Abtropfen gestellt wird und einem Deckel. Der Siebeinsatz ist für Samenpads völlig ausreichend. Für einzelne kleine Samen sind die Löcher jedoch zu groß. Wer also auf Einzelsamen umsteigen will, müsste mit einem feineren Sieb nachrüsten. Das Keimen von Samenpads funktionierte bei mir recht gut. Für den regelmäßigen Gebrauch dürften diese Keimmethode jedoch den meisten Menschen zu teuer sein.

Keimmethode Hanfmatte

Vor allem für die schleimenden Samen (zum Beispiel Chiasamen, Leinsamen), finde ich Keimmatten sehr überzeugend. Aber auch andere Samen lassen sich auf Hanfmatten sehr gut keimen. 

Allerdings braucht es ein Gefäß, wo die Hanfmatten hineingegeben werden und abtropfen können. Dazu verwende ich gerne eine einzelne eckige Keimbox mit feinem Siebeinsatz (siehe oben „Keimbox mit feinem Siebeinsatz“). Die Hanfmatte wird einfach zugeschnitten, gut durchgespült und auf den Siebeinsatz gegeben. Die Samen lassen sich sehr gut auf der Hanfmatte spülen, ohne zu verrutschen.

Der Nachteil besteht darin, dass die Sprossen oder das Mikrogrün ohne Wurzeln gegessen werden müssen. Denn diese krallen sich in der Matte fest.

Samen in der Erde keimen lassen

Von allen Keimmethoden dürfte die Erde wohl die natürlichste sein und man braucht nicht notwendig Keimgeräte dazu, obwohl auch sie sich hier einsetzen lassen. Von dieser Methode bin ich sehr angetan. Obwohl sich die Pflänzchen die ersten Tage durch ihre Samen ernähren, schienen sie mir insgesamt gesünder, fester, kräftiger. Spätestens beim Mikrogrün ist Erde unerlässlich, denn die Pflanze braucht sie als Nahrung. Ich verwende eine gute Anzuchterde. Auch hier können Keimgeräte zum Einsatz kommen. Ich bestückte die Auffangschale meiner eckigen Keimbox mit Anzuchterde (ca. 1 cm dick) und gab die Samen darauf. Sie keimten problemlos.

Es eignen sich aber auch andere Gefäße, zum Beispiel Balkonkästen, die sehr viel mehr Platz bieten und ebenfalls nur 1-2 cm dick mit Erde gefüllt werden. Um einen Treibhauseffekt zu erzeugen, werden die Kästen einfach mit einer durchsichtigen Klarsichtfolie abgedeckt. Doch Vorsicht: Schnell wird es zu feucht. Wenn die Samen gekeimt sind, kann meist die Klarsichtfolie weggelassen werden. Ich bevorzuge Balkonkästen für mein Mikrogrün auch deshalb, weil genug Platz für unterschiedliche Samensorten vorhanden ist. Balkonkästen nehmen am Fenster nicht sehr viel Platz weg, da sie relativ schmal sind.

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