Acai-Palme: Merkmale und Verwendung

Acai-Palme wächst in Südamerika
Acai-Palmen mit (dunklen) Frucht- bzw. Blütenständen

Die Verwendung der Acai-Palme ist vielseitig. Nicht nur ihre Früchte, die Acai Beeren, auch ihre Palmherzen sind essbar. Das Holz und die Palmwedel werden zum Bauen genutzt. Ein besonderes Merkmal der Acai-Palme: Sie ist mehrstämmig, kann also immer wieder nachwachsen.

Merkmale der Acai-Palme

Große Bestände von Acai-Palmen wachsen in tief liegenden feuchten Orten, entweder in Flussnähe oder in Meeresnähe, d. h. in Gebieten, die durch Gezeiten beeinflusst werden. Sehr viel seltener wächst sie im Landesinneren und wenn, dann immer an nassen Standorten.

Die Acai-Palme ist eine mehrstämmige Palme. Sie kann bis zu 25 Stämme hervorbringen. Je nach Lichteinfluss werden ihre Stämme 3-20 hoch – nach anderen Quellen sogar 4-30 m hoch. Wächst sie auf sehr engem Raum und dicht an dicht mit anderen Acai-Palmen, ist der Lichteinfall relativ begrenzt. Das treibt sie in die Höhe. Bei sehr viel Lichteinfall bleibt sie klein.

Ihr Erscheinungsbild wirkt grazil. Das liegt an ihren schlanken Stämmen von nur 7-30 cm Durchmesser und ihrer Krone, die aus 8-14 bogigen Blättern besteht. Die daran wachsenden kleinen Fiederblätter hängen meist senkrecht herab. Wegen der Überschwemmungen bilden Acai-Palmen warzige Luftwurzeln aus.

Unterhalb der Krone sitzen die Blütenstände, welche bis zu 60 cm lang werden können. Sie bilden nach der Befruchtung zahlreiche kleine runde Früchte: Acai Beeren, die erst grün, mit zunehmender Reife immer dunkler bis schwarzviolett werden. An jedem Blütenstand reifen bis zu 900 Früchte heran. Die Haupterntezeit ist in der Trockenzeit – zwischen Juli und Dezember. Durchschnittlich produziert jeder Stamm 24 kg Früchte.

Acai-Samen

Über die Frucht der Acai-Palme – die Acai Beere – wurde schon viel geschrieben – ebenso über ihren Verwendungszweck beim Heilen und positiven Eigenschaften der Inhaltsstoffe. Bei der Verarbeitung der Acai Beere fällt viel „Abfall“ an, denn sie besteht aus über 90 % aus einem Kern bzw. Samen.

Riesige Mengen Samen fallen an, die nur zum Teil kompostiert werden, um Erde für die Gärten zu erhalten. Natürlich lassen sich aus den Samen auch neue Setzlinge ziehen, die zum kleinen Teil Dekorationszwecken dienen aber auch zur Aufzucht neuer Palmen.

selbst gezogene Acai-Palmen
Kleine selbstgezogene Acai-Palmen

Die Samen werden in der Keramikindustrie verwendet und als Schweinefutter hergenommen. Heute weiß man, dass die Samen kein „Abfallprodukt“ sind, sondern voller antioxidativer Kraft stecken. Insofern erhält man sehr gutes Schweinefleisch, wenn sie zur Fütterung verwendet werden.

Da so viele Samen bei der Verarbeitung anfallen, richtete man das Augenmerk auf ihn, um zu untersuchen, welche Inhaltsstoffe er enthält. Dabei gibt es erstaunliche Ergebnisse. Im Vergleich zum Fruchtfleisch der Acai Beere enthält ihr Samen eine vergleichbare gute antioxidative Wirkung. Es gibt zwar noch nicht identifizierbare Inhaltsstoffe, doch feststeht, dass sich aus ihm wertvolle Rohstoffe gewinnen lassen. Im Unterschied zum Mark der Acai Beere gibt es kaum Unterschiede zwischen dem Samen der Hauptsaison und dem Samen der Nebensaison.

Samen der Acai-Palme
Gekeimte Acai-Samen

Die Palmherzen der Acai-Palme

Neben ihrem Fruchtmark sind die Palmherzen der Acai-Palme eine sehr begehrte Delikatesse. Die Palmherzen befinden sich direkt oberhalb der Wachstumszone im Kronenschaft. Sie werden bis zu 60 cm lang und 2-3 cm dick. Sie bestehen aus den zarten, blassen Sprossspitzen der noch unreifen Blattanlangen.

Die Palmherzen enthalten kaum Nährwert, schmecken aber sehr mild und haben eine ähnliche Konsistenz wie Antischockenherzen. Sie werden für Salate hergenommen, für Cremesuppen, die geschmacklich Spargel-Cremesuppen ähneln. Sie werden gerne im Teigmantel serviert oder – klein gehackt als Pizzabelag hergenommen. In Frankreich sind sie heute immer noch sehr beliebt.

Früher diente eine Verwandte der Acai-Palme – die Euterpe edulis Mart. – als Palmherzlieferant. Doch diese Art hat nur einen Stamm, der durch die Ernte der Palmherzen vernichtet wurde. Daher stieg man auf die Acai-Palme um, die aus mehreren Stämmen besteht und nicht abstirbt, wenn man einen Stamm fällt. Allerdings gefährden illegale Fällungen zur Palmherzgewinnung auch Bestände von Acai-Palmen.

Deshalb wird eine gezielte Kultivierung und Anbau von Acai-Palmen zur Gewinnung der Palmherzen gefördert. Zu dicht wachsende Stämme werden abgeholzt, Lücken aufgeforstet. Wenn die Bestände gut gepflegt werden, kann schon drei Jahre danach geerntet werden. Mit dieser Methode reicht die Ausbeute locker aus, um die Nachfrage abzudecken.

Acai Palme als Holzlieferant

Acai als Holz- und Baulieferant

Es gibt noch Dutzende von weiteren Verwendungszwecken der Acai-Palme, z. B. zur Holzgewinnung der gefällten Stämme, zum Bau von Hütten und Ställen. Die Palmwedel werden zum Abdecken von Dächern hergenommen, zum Flechten von Körben, zum Herstellen von Kletterhilfen etc.

Die Acai-Palme kann also vollständig verwertet werden und weitere Verwendungszwecke werden mit Sicherheit noch folgen, nicht zuletzt z. B. weitere Einsatzbereiche der Samen von Acai.

Sie lässt sich gut kultivieren und anbauen bzw. aufforsten. Insofern werden die Regenwälder in Acai-Gebieten nicht mehr abgeholzt, um z. B. Reis, Mais oder andere Nahrungsmittel anzupflanzen, ganz im Gegenteil.

Acai-Palme – Euterpe oleracea

Die Acai-Palme ist auch unter den Namen: Kohlpalme, Jucara-Palme, Manaca, Pinau, cabbage palm bekannt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet: Euterpe oleracea. Ihre Heimat ist nicht nur Brasilien, sondern ihre Art kommt auch in Panama, Kolumbien, Trinidad, Venezuela, Guyana, Suriname, Ecuador und Französisch-Guayana vor.

Ihren wissenschaftlichen Namen „Euterpe oleracea“ erhielt die Acai-Palme von einem deutschen Arzt und Botaniker – Dr. Carl Friedrich Philipp von Martius, der 1794-1868 lebte. Er hatte eine Forschungsreise nach Brasilien unternommen und das Amazonasgebiet untersucht.

„Euterpe“ bedeutet „die Ergötzende“, die „Erfreuende“ oder auch „Frohsinn“. Euterpe wird auf eine der neun griechischen Musen zurückgeführt. Vermutlich wählte er den Namen aufgrund der grazilen Erscheinung der Acai-Palme.

„Oleracea“ hingegen leitet sich aus dem Lateinischen her und kann mit „Kohl“ bzw. „Gemüse“ übersetzt werden. Nicht umsonst nennt man die Acai-Palme auch Kohlpalme. Der Grund sind ihre essbaren zarten Palmherzen, die immer noch eine beliebte Köstlichkeit sind.

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