Gefahren beim Sprossenanbau

Entwickelte Alfalfasprossen enthalten keine Canavanin mehr.
Alfalfa Sprossen: Canavanin wurde abgebaut.

Manche Überzeugungen von „Gefahren beim Sprossenanbau“ halten sich hartnäckig, obwohl sie längst überholt sind. Eine kleine Aufklärung scheint nötig zu sein.

Gift in den Keimlingen

Immer noch ist zu lesen, dass die Keimlinge von Hülsenfrüchten unbedingt erhitzt werden müssen, um die Gifte, die in ihnen enthalten sind, abzutöten. Ausnahmen waren: Mungbohnen, Linsen und Alfalfa (Luzerne), welche roh gegessen werden können. Das ist längst überholt. Hülsenfrüchte können roh gegessen werden, sofern die Sprossen ausgewachsen sind. Beim Prozess des Keimens werden natürliche Gifte, zum Beispiel das Thrypsin in Hülsenfrüchten oder das Hämagglutinin in Kichererbsen und Erbsen eliminiert. Keimen bedeutet Sicherheit für den Verbraucher. Während des  Keimens werden auch das Phytin im Weizen und das Canavanin in der Luzerne abgebaut.1

Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen will, kann die Sprossen der Gartenerbse, Kichererbse etc. kurz erhitzen, aber nicht länger als 5 Minuten über Dampf. Das macht sie darüber hinaus etwas leichter verdaulich.

Sprossen reifen lassen

Die meisten Sorten können gegessen werden, wenn die Keimlinge ungefähr so lang wie die Samen sind. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Der Reifegrad von Sprossen und Mikrogrün unterscheidet sich und ist natürlich auch von der Sorte abhängig.

Die Luzerne (= Alfalfa) ist unter normalen Umständen spätestens am 7. Tag so weit ausgewachsen, dass das Canavanin vollständig abgebaut werden konnte. Sobald sie ihre ersten beiden grünen Blätter voll entwickelt hat, ist sie fertig zum Ernten. Vorsicht ist bei bestimmten Mischungen geboten, die zum Kauf angeboten werden. Die Luzerne bzw. Alfalfa sollte nicht mit Samen gemischt werden, die eine geringere Keimzeit haben.

Gefahren beim Sprossenanbau: Junge Alfalfa Sprossen enthalten Canavanin
Canavanin ist in jungen Alfalfasprossen noch enthalten.

Es gibt Hülsenfrüchte, die in der Sprossenzucht nicht verwendet werden und nicht verwendet werden sollten: Rote Kidneybohnen, Mond- und Feuerbohnen. Sie müssen gekocht werden, will man sie essen!

Sauberkeit und Hygiene

Was sehr ernst genommen werden sollte, ist tatsächlich eine gute Hygiene. Sind die Geräte sauber, welche Sie für die Sprossenzucht verwenden wollen? Waschen Sie sich Ihre Hände immer, bevor Sie Samen ansetzen, Sprossen spülen oder ernten. Beobachten Sie Ihren Sprossengarten. Gibt es vereinzelte Pflanzen die faulen? Sie sollten sofort entfernt werden, damit sie andere Pflanzen nicht anstecken. Riechen Sie an Ihren Sprossen. Riechen sie würzig? Oder riechen sie etwas moderig, leicht säuerlich? Wenn das der Fall ist: sofort spülen.

Die Gefahren beim eigenen Sprossenanbau sind überschaubar. Sie sind selbst für eine gute Qualität Ihres Essens verantwortlich, nicht große Konzerne, die Chemikalien einsetzen, um Schimmelbildung oder Fäulnis zu vermeiden. „Es selbst in der Hand zu haben“, ist immer wieder ein sehr schöner Moment bei der eigenen Sprossenzucht.

Quelle

1Rose-Marie Nöcker (1987), „Das große Buch der Sprossen und Keime“, 3. Auflage, Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München, S. 210 f.

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